Berichte von 02/2023

Blogeintrag 7: The Brooke-Kelly Farm

23Feb2023

23. Februar, 18:30 Uhr

How are we doing today? Uns geht es noch immer gut und wir genießen das manchmal mehr, manchmal weniger ruhige Farmleben. Wir arbeiten mittlerweile seit fast drei Wochen auf der Pflaumenfarm, wo wir uns echt wohl fühlen. Unsere Tag bestanden meistens aus einer Schicht von 8-17 Uhr mit einer Mittagspause von 45 Minuten, sechs Tage die Woche, außer Samstag. Mittlerweile leben wir nicht mehr im Hostel, sondern sind in das Studio der Farmfamilie gezogen, quasi eine Scheune ausgebaut für Bewohner mit sehr viel Platz.

Am Sonntag, den 5. Februar sind wir von der Ortschaft Young mit Melissa normal zur Arbeit gefahren, nur dass wir eben viel mehr Gepäck hatten und sie uns vor der Schicht am Studio, 10 Min Gehweite von der Farm entfernt, abgesetzt hat. Wir haben nicht schlecht gestaunt, wo wir die nächsten Wochen umsonst wohnen würden: große Küche mit großem Tisch, zwei Sofas, Waschmaschine und Wäscheständer für drinnen und eine Wäschespinne draußen (die größte Spinne, die ich hier bis jetzt gesehen habe ;-) ! ), kleine und große Zimmer zum Schlafen, ein superschönes Bad. Das Wort sauber würde ich in dem Kontext nicht benutzen, dadurch, dass es eben mehr Stauraum als Wohnraum ist. Aber mit unseren Mitbewohnern fühlen wir uns hier auf jeden Fall heimelig!

Kim und ich wohnen zusammen mit Mika, 19, der allein gekommen ist und mit Mira und Charli, 18, die wie wir als Doppelpack zur Farm gekommen sind. Gemeinsam bestreiten wir die Arbeit, fahren einkaufen mit unserem Geländewagen und sehen uns den Sonnenuntergang auf der Schafsweide an, die hinter dem Studio liegt. Sehr idyllisch hier also, wenn man aufwacht, aus dem Fenster sieht und die Schafe hinter einem Frühstücken. Kim hatte sogar ein mitternächtliches Känguru zu Besuch vor ihrem Fenster! Besucher sind unter anderem in unserem 5-Sterne-Hotel auch zahlreiche Mäuslein, Käfer, Flieger und kleine Spinnen. Eine Ameisenstraße hatte ich auch schon im Zimmer. Aber, ohne Ironie, wir fühlen uns wirklich wohl hier, man stellt sich auf die Situation ein. 

Von hier aus sehe ich morgens, ich als Frühaufsteher, den wunderwunderwunderschönen Sonnenaufgang, und abends sind wir schon öfters draußen gesessen und haben einfach in den sternenklaren Sternenhimmel geschaut. Ich sitze sehr oft mit der Westerngitarre auf dem Sofa oder auf der Ladefläche unseres Geländewagens und zupfe vor mich hin oder bringe Charli das Gitarrespielen bei. 

Hier mag es auf den ersten Blick unspektakulär sein, aber wenn man einfach nur genau genug hinsieht und hinhört hat man morgens und abends Vogelgesänge, bei einem Spaziergang über die Grasweide gibt es auf der anderen Seite Pferde, Kühe, Schafe, uns kommen abends manchmal die kleinen Katzen von der Farm besuchen. Manchmal atme ich ihr tief ein und habe den sommerlichen, trockenen Geruch in der Nase, der mich an das Mittelmeer erinnert, die duftenden Nadelbäume dort.

Die Arbeitsschichten an sich werden mittlerweile mit Musik in den Ohren und Podcasts gefüllt, sodass man nach den Schichten dann schlauer ist und wir sieben Backpacker tauschen uns sogar manchmal darüber aus, was wir so gehört haben. Von Psychologie über Umwelt zum Finanzpodcast ist alles dabei. Zeitweise waren es bei mir auch die Harry Potter-Bücher, Jugendroman bei Kim. Ja, so ziehen die Arbeitswochen ins Land.

Am Samstag, unserem freien Tag, haben uns Landers und Ed, zwei der drei Brüder, die die Farm leiten, mit zum Murrumbidgee Fluss genommen, wo wir uns mit der Strömung immer wieder von einem Einstieg zum anderen treiben haben lassen - es hat so viel Spaß gemacht! Besonders lustig fand ich aber, dass wir am Fluss ankamen und das erste was passiert ist war, dass es anfing zu gewittern und es nicht mehr 39°C hatte, sondern gefühlt 15°C. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Der Nachmittag war sehr schön, mit Kühltruhe und Campingstühlen, nette Gespräche und sogar Wildpferden, die hinter uns gegrast haben.

Landers ist 27 und Ed 32, beide sehr lieb, wenn auch die Familie sehr verplant ist, oder im australischen Sinne ganz einfach: laid back (aka gelassen). Warum sage ich das? Es kam doch schon öfters vor, dass am einen Tag gesagt wurde, wir arbeiten morgen ab 6:30 Uhr - 17:00 Uhr, sogar bis 20-21 Uhr, wenn wir wollen, dann war es doch 8:00 - 15:00 Uhr. Wir mögen es hier sehr und ihr denkt vielleicht, dass das ja wirklich Meckern auf hohem Niveau ist. Ist es, aber frustrierend ist es auch, denn diese Arbeitsmentalität verstehen wir noch nicht so ganz. Wie ihr wisst, haben wir ja einen Job, eine Wohnung über Nacht aufgegeben, um hier finanzielle Sicherheit zu bekommen. Tja, der Lerneffekt ist auf jeden Fall da: Gotta go with the flow. Einfach lernen, lässig auf jede Situation zu reagieren :)

Weil die frischen Pflaumen ab jetzt getrocknet werden, haben wir Backpacker am Montag eine 10kg-Box Pflaumen mitbekommen. Jetzt haben wir den Salat, die müssen irgendwie weg. Ich habe beschlossen, dass es jetzt also Zwetschgendatschi geben muss - gute Idee, die bei meinen Mitbewohnern und meinen Arbeitgebern gut angekommen ist. Mika hat sogar gesagt, dass das der beste Zwetschgenkuchen war, den er je gegessen hat, besser als der seiner Mama, aber psst! Landers meinte mein Kuchen ist eine 10 von 10 und ich muss sagen: Ich bin motiviert jeden zweiten Tag einen Zwetschgenkuchen zu backen, bis die Zwetschgen weg sind.

Die Umstellung zur organischen Trocknung hat schon gestern angefangen, als wir fahrbare Wagen mit Blechen auf den Hof bringen mussten, um diese zu reinigen. Heute haben wir dann die Pflaumen auf endlos vielen dieser Wägen verteilt und in die Ofen-Kammern gebracht, 75°C - eine kostenlose Sauna, die auch noch fruchtig gut riecht! Wir durften am Ende des heutigen Tages noch in einen der großen Ofenschächte gehen, wie so ein kleiner Tunnel. Getrocknet wird in acht dieser "Tunnelschächte", in die jeweils circa 15 Wägen hineinpassen. Dort bleiben die Pflaumen 20 Stunden lang, bis sie getrocknet sind.

Jetzt sind wir daheim, frisch geduscht und ready für einen beautiful sunset auf der Schafsweide. 

Kim, Julia, Charli, Mira

Blogeintrag 6: Wir sind echt Pflaumen…

06Feb2023

6. Februar, 20:00 Uhr

...-verpackerinnen! 

Okay, jetzt mal langsam. Sind wir noch in Syndey? Nein, wir sind weitergezogen. Wie kam das? Ich nehme euch mit durch unsere letzten Tage.

Am Dienstag, 2. Februar, hatten wir unseren ersten Arbeitstag als Housekeeperinnen in einem Hotel quasi nebenan. Das war unser erster, richtiger Job in Australien. Dort haben wir von 8-16 Uhr in einem netten Team gearbeitet und viel über Housekeeping in Hotels gelernt. Was man alles nicht sieht als naiver Hotelgast, auf jeden Fall ein interessanter Einblick.

Leider hat sich früh abgezeichnet, dass entweder Kim oder ich arbeiten und wir nicht genügend Geld verdienen würden. Das kann fast nicht sein, oder? Doch. Unser Teilzeit-Vertrag besagte, dass wir Minimum acht Stunden und Maximum 37 Stunden die Woche arbeiten. Das ist sehr vage und den Plan für die Woche gibt es auch erst sehr spät. Wir hatten eigentlich klar gemacht und auch wirklich sehr deutlich erwähnt, dass wir eine 37-Stunden-Woche brauchen, um auf unsere Stunden zu kommen. 

Kein Geld, keine Reise. Also, neue Idee musste her. Einen zweiten Job zu haben war sowieso immer unsere Idee, deswegen hatten wir diesen auch schon länger gesucht, aber leider hat sich nichts gefunden, das unsere Geldbeutel langfristig tatsächlich aufbessern würde. Ich war am Anfang Babysitten, was nicht gepasst hat. Kim hatte Interviews mit Werbe-Firmen, bei denen sie einen Promtionsjob gemacht hätte, von Tür zu Tür gehen. Zuletzt war sie in einem Hotel und hat für Geld Flyer verteilt, einmal waren wir beide dort. Es ist alles nicht Nichts, aber es ist auch alles nicht genug gewesen.

Als dann am Freitag, 3. Februar, eine Anzeige eingestellt wurde ‚Fruit Packing on a Sugar Plum Farm for up to six weeks‘ / ‚Früchteverpacken auf einer Pflaumen-Farm für bis zu sechs Wochen‘ wussten wir beide, dass wir unsere Wohnung kündigen, unseren frisch angefangenen Job kündigen und uns um eine Wohnung in Young kümmern wollen. Gesagt, getan!

Am Freitag haben wir gleich noch eine Wohnung gefunden und in unserer aktuellen Wohnung angekündigt, dass wir gehen. Am Samstag habe ich den angenehmen Job bekommen im Büro unseres Hotels Bescheid zu geben, dass wir unseren Vertrag brechen und am nächsten Tag schon abreisen zur nächsten Arbeitsstelle. Aber alle waren erstaunlich verständnisvoll und bis auf ein wenig Kaution, die wir verlieren, hat alles geklappt.

Am Sonntagmorgen sind wir dann vollbepackt mit Sach und Pack in den Southern XPT Train von Sydney in Richtung Melbourne gestiegen und in Cootamundra in den Barthurst Coach Service / Bus nach Young. Raus aus Sydney wurde es zuerst grün mit großen Bäumen und auch Bergen und Hügeln bis wir in flacheres, trockeneres Land kamen. Wir dachten uns wirklich: Auweija. Was wir da wohl tun? Dörfer, völlig verlassen, ganz anders als Sydney, wo alles immer so schnell war. Aber eigentlich wissen wir es: Wir tauschen wunderschönes, lebendiges Sydney gegen ruhige Farm und finanzielle Sicherheit ein.

Lustigerweise haben wir am Bahnhof dort einen Backpacker getroffen, der von unserem Kontaktmann Edward, kurz Ed, abgeholt wurde und somit kannten wir ein Mitglied der Farm-Familie schon persönlich. Ed hat uns dann mit großem Gepäck noch zu unserem Hostel gebracht, ein wahrer Segen, denn schon von den 20 Minuten von Sydney-WG zum Hauptbahnhof war es nicht ganz so einfach alles zu tragen und unsere Schultern danken Ed die Mitfahrgelegenheit. 

Am nächsten Morgen hat uns Melissa, eine Kollegin, abgeholt und wir sind zur Farm, 15 Minuten von Young, gefahren. Dort haben wir von 8 - 17 Uhr 10kg Kisten gefaltet, dann Pflaumen in 10kg-Kisten geordnet, Paletten beschriftet und ein zweites Mal von vorne. Die Leute und die Atmosphäre dort sind super, die Farm fühlt sich an wie und ist ein Familienunternehmen, denn Ed und alle Generationen seiner Familie helfen beim Ernten und maschinellen Verteilen der Früchte, momentan Pflaumen, mit. Uns wurde am Ende des Tages sogar gesagt, dass diese Saison für Backpacker ein Haus zur Verfügung steht und wir uns dort nach unserer Woche im Hostel gern einquartieren dürfen. Juhu!!

Ihr Lieben, wir fanden unseren ersten Tag hier in Young super! Irgendwie anstrengend, spannend, aber auch ganz wunderbar. Eine Erfahrung, die wir sowieso machen wollten, weit weg von allem viel Zeit mit Obst verbringen! Momentan bewundern wir die sogenannte Golden Hour, die Stunde wenn die Sonne entweder aufgeht oder untergeht (hier gerade untergehen) und der australische Himmel ganz magisch in vielen Farben dunkel wird. Wir melden uns in den nächsten sechs Wochen wahrscheinlich nur sporadisch, außer es passiert etwas erzählenswertes auf der Farm.

See you later!

Blogeintrag 5: Kilometer um Kilometer

01Feb2023

1. Februar 2023, 22:00 Uhr

Zehn Tage zurück, sind wir bei Montag, 23. Januar. Wir waren etwas aufgeregt. Bewerbungsgespräch Numero Uno (und Spoiler: keine Numero Due bis jetzt). Um 11:00 Uhr waren wir dort und haben innerhalb von 20 Minuten beide mit dem Housekeeping Manager des Hotels geredet, bei dem wir uns ganz einfach vorgestellt haben und er uns etwas von dem Job und unseren Arbeitszeiten erzählt hat. 

Dadurch, dass uns dieser Job finanziell nicht sicher reichen wird, haben wir uns nach dem Gespräch nochmals auf Spaziergang-Bewerbungsschreiben-Verteil-Tour begeben. Wie immer ein sehr schöner Spaziergang in eine andere Richtung, die wir bis jetzt noch nicht gesehen hatten. Zudem haben wir es zu ALDI geschafft, der hier mit die günstigste Einkaufmöglichkeit ist - verrückt, oder?

Danach haben wir uns in den Victoria Park gesetzt und die weißen Papageien und die Fledermäuse in der Abenddämmerung beobachtet. Dort leben in den Bäumen hunderte weiße Papageien, die ein Krächzkonzert sondergleichen veranstalten. Und wenn man vom Victoria Park losläuft wieder Richtung Heimat in Pyrmont sieht man im Himmer hunderte Fledermäuse, die in den Park fliegen oder darüber hinweg. Gutes Ende eines Tags. Und 10,5 km gelaufen.

Am Dienstag, 24. Januar, wollte ich, Julia, unbedingt baden gehen, die erste Stelle, die uns in den Kopf kam, war das Steinbad im Reservat Barangaroo. Dort steigt man über große Steine ins Wasser und badet mit Aussicht auf die Harbour Bridge, es gibt wirklich schlechtere Stellen zum Baden, wobei, .. mehr davon später !

Kim hatte um 14:00 Uhr ein Bewerbungsgespräch mit einer Solar-Anlagen-Anbieter-Firma, die Kim potentiell von Haus zu Haus schicken wollte, um zu werben. (Spoiler: bis jetzt haben sie sich leider nicht mehr gemeldet..)

Nach dem Gespräch sind wir losgezogen in den Botanischen Garten von Sydney. Dorthin laufen wir circa 20 Minuten, über die Brücke beim Darling Harbour, einmal durch CBD (Central Business District) und schon sind wir da. Im Botanischen - im "Royalen Botanischen Garten" - Entschuldigung, gibt es Bananen- oder Ananaspflanzen, Pflanzen gestutzt in jede Tierform, weite Flächen zum sitzen, Blumen und Bäume jeder Art und Größe. 

Danach sind wir zum Macquairies Point gelaufen, von welchem man einem einzigartigen Blick auf das Opernhaus und die Harbour Bridge hat. Dort hat eine Band gerade eine Videoaufnahme gehabt, heißt wir hatten sogar musikalische Untermalung. Später wollten wir gerne Black Panther 2 im OpenAir Kino sehen, haben wir auch, bis es nach einer Dreiviertelstunde letztendlich nach langem Tröpfeln zu Schütten und Gewittern angefangen hat.

Lasst eines gesagt sein, Wettervorhesagen sind UNBEDEUTEND hier. Die Vorhersage informiert bei 30°C und Sonnenschein über eine aktuelle 90%-ige Regenwahrscheinlichkeit und andersherum sind wir laut Google in Sonnenbrandgefahr, während der Regengott uns nochmal kräftig wachsen lassen will. Kein Witz. Kim nimmt jetzt IMMER ihren Regenschirm mit, dass es auch wirklich NICHT anfängt bei vorhergesagtem Sonnenschein zu regnen.

Wir sind gut aber pitschnass zu Hause angekommen, 15,5km später, auch wenn wir noch nie so krasse Blitze gesehen haben. Aber wir wohnen auch in einer Küstenstadt und mit Wasser und Land, damit kennt sich Kim von Bremen her gut aus, ich als BaWü-Bayern Kind eher nicht.

Am Mittwoch, 25. Januar, waren wir beim komplett unnötigen aber lustigen Fitnesstest für den Job als Housekeeperinnen. Gegen Mittag haben wir uns auf den Weg gemacht nach Cockatoo Island. Ich wusste so gar nicht worauf ich mich einlasse, eine Insel in der großen Bucht von Sydney eben, ich wollte baden gehen, hätte ja sein können. Aber nein: Wir sind in einer Art Geschichtsmuseum gelandet, kein baden für mich. Auf der Insel gibt es quasi zwei Geschichten: zuerst Gefängisinsel und später Militärinsel, auf der dann vor allem Schiffe angefertigt wurden. 

Später sind wir per Fähre zum Olympic Park geschippert. Die Fährenfahrt durch die Bucht ist tatsächlich schon ein Hightlight an sich. Die Häuser sind wunderschön, die Strände, ab und zu erscheint ein Golfclub mit großer Gartenanlage. Die Welt der Schönen und Reichen.

Von der Anlegestelle beim Olympiapark sind wir eine ganze Weile einfach durch die waldartigen Parkanlagen spaziert, haben nicht wirklich etwas Olympiamäßiges gesehen außer große Scheinwerfer über dem Stadion und haben unseren großen Spaziergang (18,5km) mit dem Waterbird Refuge, einem Schutzgebiet für Wasservögel, beendet.

Von Rhodes haben wir den Zug zurück in die Innenstadt genommen, von wo wir dann die berühmte Golden Hour ein wenig erleben konnten, Sonnenuntergang vom Zug aus. Von der Station Town Hall sind wir nach Pyrmont in unsere Wohung gelaufen und müde ins Bett gefallen - morgen nicht so viel Laufen war die Devise.

Denkste! Donnerstag, 26. Januar, Nationalfeiertag. Von der First Nation, den Aboriginies Invasion Day oder Survival Day genannt, ein Tag der Trauer, wir dieser Tag trotzdem als Australia Day gefeiert, die Eroberung Australiens, ein zweischneidiges Schwert. Wir hatten uns früh informiert über Aktivitäten an dem Tag und ich bin um 7:30 Uhr im Barangaroo gewesen, um die WugulOra Morning Ceremony anzuschauen, Kim als Langschläferin habe ich einfach schlafen lassen, war aber ausgemacht. 

Ich wusste nicht, was mich bei dieser Sonnenaufgangszeremonie so erwartet, aber was ich bekommen habe war groß und emotional - für mich. Groß im Sinne von vielen Menschen, ich dachte eher so an einer kleine Versammlung, es waren zahllos viele Menschen da, hohe Personen wie die Gouveneurin oder der Premierminister. Und emotional, weil mir des Öfteren die Tränen in den Augen standen. Denn, wie gesagt, für die Ureinwohner ist dieser "Feiertag" ein Tag der Trauer, den sie auch beklagen, im Rahmen der öffentlichen Feierlichkeiten. Was mich aber sehr berührt ist, dass mit Öffentlichkeitsarbeit heute dieses Leid sichtbar gemacht wird, die Morgenzeremonie wurde am 26. Januar das 20. Mal als Programmpunkt geführt, mit Reden, Gesang, Tanz, Nationalhymne auf Englischer und Indigener Sprache. Es scheint, als würden alle an einem Strang ziehen und die Zukunft besser machen, als es die Vergangenheit war. Und den ganzen Tag über, wenn ich die indigene Nationalhymne gesungen wurde, besonderen von einem Mädchenchor, Emotion pur. 

Die Morgenzeremonie habe ich wirklich sehr genossen und es war ein wunderschöner Start in den Nationalfeiertag. Mittags sind wir zu zweit zum Circular Quay gelaufen, um die vielen Boote und Yachten durch den Hafen fahren zu sehen, die traditionell eine Parade veranstalten, mit möglichst viel Australienflaggen, Farben und, wichtig, auch der Flagge der Ureinwohner. Lustig war hier, dass durch all das Gewusel auf dem Wasser immer wieder die gelb-grünen Fähren quer durchgefahren sind und dass niemand gekentert ist wunder mich auch sehr.

Abends haben wir uns an Opernhaus gesellt, wo die abendliche Show mit Live Acts, Fallschirmspringern mit Flaggen, Jets im Wasser und dem großen Feuerwerk am Schluss abging. Worte können gar nicht beschreiben, wie verrückt diese Show war. Fallschirmspringer! Genau zum richtigen Zeitpunkt! Die Moderatoren waren auf allen Seiten des Hafens verteilt und wurden aber alle jeweils auf Bildschirmen zu den versammelten Menschen zwischen Opernhaus und Harbour Bridge übertragen, sogar mit Bilderschirm auf dem Wasser. Das kleine Feuerwerk einfach zwischendurch war auf dem Opernhaus und auf einer Plattform im Wasser gleichzeitig, sodass man nicht wusste, was man jetzt eigentlich ansehen soll: das.. oder das..? Oder doch lieber die Jetskis im Wasser mit Flaggen dran, die ihre Choreografie abziehen? Mehr sage ich dazu nicht. Wir sind gut heimgekommen, nach abermals über 18km, und haben dann am nächsten Morgen erst mal ordentlich ausgeschlafen!

Am Freitag sind wir spät losgezogen, nichts besonders, zuerst Aldi, dann Bewerbungszettel austeilen und dann einkaufen im Haymarket Paddy's Market. Dort bekommen wir Obst. Obst ist unbezahlbar teuer im Supermarkt. Aber nicht in Chinatown im Paddy's Market, fragt mich nicht wie das geht. Der Paddy's Market ist eine Halle unter einem Einkaufzentrum mit größtenteils Souviniers, Essensbuden und einem großen Obstverkauf mit bestimmt sechs großen Verkäufern. Die Paprika kostet im Supermarkt $7, im Paddy's Market .. kaum 50 Cent? Und so haben wir dann eingekauft, massig Obst und Gemüse. Und dann war der Tag auch schon vorbei. Und wieder 8,5km, ich weiß, ich weiß, das ist ja quasi gar nichts..!

Am Samstag sind wir früh aufgestanden, denn es ging nach Wollongong! Wollo was? Ja, Wollogong, ein Ort südlich von Sydney. Unser Vermieter Zoran, selbst Einwanderer aus Serbien, zeigt uns seine Lieblingsspots. Angefangen haben wir am Bald Hill Lookout, zu dem viele kommen, um auf den Südpazifik zu schauen. Bestenfalls den Sonnenaufgang. Den haben wir nicht gesehen, wegen den morgendlichen Wolken.

Die Wolken haber sich langsam verzogen, als wir beim nächsten Stop den Wald hinunter gelaufen sind, um einen Spaziergang an und auf den Felsen zu machen. Die Luft, der Klang, die Farben, Wahnsinn! Ob man jetzt durch das grün der Palmen und regenwaldähnlichen Bäume ging oder die kahlen Klippen entlang geht und auf die weißen, wilden, schäumenden Wellen schaut - jap, definitiv supercool. Dort haben wir auch die Flut beobachtet, als wir uns an einer Stelle oben an einer Klippe eine Dreiviertelstunde hingesetzt haben. Einmal hat eine Welle so heftig gegen einen Felsen geschlagen, dass eine gewaltige Welle über denn restlichen unteren Teil des Felsbodens geschossen ist und glatt eine Mann, der Krabben gesammelt hat, umgeworfen hat. Ich hatte kurz Angst, dass er zurückgespült worden sein könnte, zum Glück war er nur von oben bis unten nass. Und hat hektisch seine schon gesammelten Krabben wieder in seinen Eimer sortiert..

Der nächste Stop war für mich, hihi. Ein Felsenbad im Ort Wollongong. Hier gibt es Freibäder mit Meerwasser, aus dem Felsen herausgeschlagen, die aber aussehen wie ein typisches, blau gestrichenes, klar strukturiertes Freibad. Mit Umkleidekabine und Dusche, alles. Und umsonst! Ein Träumchen. Dort waren wir eine Stunde und haben das ruhige Salzwasser genossen.

Unser vorletzter Stop war Kiama, für den wir den Princes Highway weiter in Richtung Süden gefahren sind. Ein kleiner, schöner Touristenort. Man kann dort das Blowwhole sehen, durch das mit genügend Druck von den Wellen am Fels durch eine Loch im Stein eine große Fontäne nach oben schießt. Außerdem kann man Pie essen, süß oder salzig, was hier anscheinend ein traditionelles australisches Essen ist, laut unserem Vermieter. Es gibt tatsächlich viele süße Läden und natürlich einen Felsenpool, Möglichkeiten zu Spazieren und Essen zu gehen.

Unser letzter Stop hat mich tatsächlich nochmal sehr zum Staunen gebracht - über den Wolken, und zwar wirklich. Wir haben mitten im Wald, aber etwas höher, das habe ich gemerkt, auf einem Parkplatz angehalten. Wir sind ein kleines Stück gelaufen und kamen an einem Felsvorsprung an, von den aus man einem großen Teil Wald überblickt und dahinter Wollogong und den Südpazifik. Einmalig schön. Da saßen wir dann und haben den Ausblick aufgesaugt und über Immobilienpreise geredet. Wie gesagt, die Reichen und Schönen. Ja, dann wirklich Heimweg und nach 8,5km Laufen, aber über 200km Autofahrt ins Heia-Bett. 

Am Sonntag dachten wir es würde den ganzen Tag regnen, aber, Oh Wunder, hat es nicht. Also haben wir uns am frühen Nachmittag auf den Weg gemacht, um mit dem Bus vom Stadtzentrum über die Brücke nach Mosman zu fahren, um dort einen Strand zu finden. Nach einem Spazierung um einen Teil des Taronga Zoo haben wir einen gefunden, Whiting Beach, wo als Special Effect fünf Boote und Yachten standen und uns mit Partymusik beschalten. Zum Glück waren die irgendwann weg. Aber dadurch, dass alle auf dem Wasser waren, waren weniger Menschen am Strand und wir hatten schön viel Platz.

Gegen 16:30 haben wir weiter den Zoo umrundet und sind zum Aussichtspunkt Bradley's Head gelaufen, von wo man auf Opernhaus und Harbour Bridge sehen kann. Von dort sind wir durch den Park zurück zur Bushaltestelle gelaufen und waren nach 9km Laufen wirklich superknapp vor dem Gewitter wieder in Pyrmont und im Trockenen.

Am Montag war eine ruhiger Tag. Morgens ein kleiner Spaziergang, Nachmittags schwarze Hose und T-SHirt kaufen für unseren ersten Arbeitstag am Dienstag. Und dann war er da: der erste Arbeitstag. Wie war es? Was machen wir? Wie gefällt es uns? Wie lange bleiben wir in Sydney?

Bleibt dran - Fortsetzung folgt!!

(Spoiler: Es gefällt uns)