Blogeintrag 7: The Brooke-Kelly Farm

23Feb2023

23. Februar, 18:30 Uhr

How are we doing today? Uns geht es noch immer gut und wir genießen das manchmal mehr, manchmal weniger ruhige Farmleben. Wir arbeiten mittlerweile seit fast drei Wochen auf der Pflaumenfarm, wo wir uns echt wohl fühlen. Unsere Tag bestanden meistens aus einer Schicht von 8-17 Uhr mit einer Mittagspause von 45 Minuten, sechs Tage die Woche, außer Samstag. Mittlerweile leben wir nicht mehr im Hostel, sondern sind in das Studio der Farmfamilie gezogen, quasi eine Scheune ausgebaut für Bewohner mit sehr viel Platz.

Am Sonntag, den 5. Februar sind wir von der Ortschaft Young mit Melissa normal zur Arbeit gefahren, nur dass wir eben viel mehr Gepäck hatten und sie uns vor der Schicht am Studio, 10 Min Gehweite von der Farm entfernt, abgesetzt hat. Wir haben nicht schlecht gestaunt, wo wir die nächsten Wochen umsonst wohnen würden: große Küche mit großem Tisch, zwei Sofas, Waschmaschine und Wäscheständer für drinnen und eine Wäschespinne draußen (die größte Spinne, die ich hier bis jetzt gesehen habe ;-) ! ), kleine und große Zimmer zum Schlafen, ein superschönes Bad. Das Wort sauber würde ich in dem Kontext nicht benutzen, dadurch, dass es eben mehr Stauraum als Wohnraum ist. Aber mit unseren Mitbewohnern fühlen wir uns hier auf jeden Fall heimelig!

Kim und ich wohnen zusammen mit Mika, 19, der allein gekommen ist und mit Mira und Charli, 18, die wie wir als Doppelpack zur Farm gekommen sind. Gemeinsam bestreiten wir die Arbeit, fahren einkaufen mit unserem Geländewagen und sehen uns den Sonnenuntergang auf der Schafsweide an, die hinter dem Studio liegt. Sehr idyllisch hier also, wenn man aufwacht, aus dem Fenster sieht und die Schafe hinter einem Frühstücken. Kim hatte sogar ein mitternächtliches Känguru zu Besuch vor ihrem Fenster! Besucher sind unter anderem in unserem 5-Sterne-Hotel auch zahlreiche Mäuslein, Käfer, Flieger und kleine Spinnen. Eine Ameisenstraße hatte ich auch schon im Zimmer. Aber, ohne Ironie, wir fühlen uns wirklich wohl hier, man stellt sich auf die Situation ein. 

Von hier aus sehe ich morgens, ich als Frühaufsteher, den wunderwunderwunderschönen Sonnenaufgang, und abends sind wir schon öfters draußen gesessen und haben einfach in den sternenklaren Sternenhimmel geschaut. Ich sitze sehr oft mit der Westerngitarre auf dem Sofa oder auf der Ladefläche unseres Geländewagens und zupfe vor mich hin oder bringe Charli das Gitarrespielen bei. 

Hier mag es auf den ersten Blick unspektakulär sein, aber wenn man einfach nur genau genug hinsieht und hinhört hat man morgens und abends Vogelgesänge, bei einem Spaziergang über die Grasweide gibt es auf der anderen Seite Pferde, Kühe, Schafe, uns kommen abends manchmal die kleinen Katzen von der Farm besuchen. Manchmal atme ich ihr tief ein und habe den sommerlichen, trockenen Geruch in der Nase, der mich an das Mittelmeer erinnert, die duftenden Nadelbäume dort.

Die Arbeitsschichten an sich werden mittlerweile mit Musik in den Ohren und Podcasts gefüllt, sodass man nach den Schichten dann schlauer ist und wir sieben Backpacker tauschen uns sogar manchmal darüber aus, was wir so gehört haben. Von Psychologie über Umwelt zum Finanzpodcast ist alles dabei. Zeitweise waren es bei mir auch die Harry Potter-Bücher, Jugendroman bei Kim. Ja, so ziehen die Arbeitswochen ins Land.

Am Samstag, unserem freien Tag, haben uns Landers und Ed, zwei der drei Brüder, die die Farm leiten, mit zum Murrumbidgee Fluss genommen, wo wir uns mit der Strömung immer wieder von einem Einstieg zum anderen treiben haben lassen - es hat so viel Spaß gemacht! Besonders lustig fand ich aber, dass wir am Fluss ankamen und das erste was passiert ist war, dass es anfing zu gewittern und es nicht mehr 39°C hatte, sondern gefühlt 15°C. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Der Nachmittag war sehr schön, mit Kühltruhe und Campingstühlen, nette Gespräche und sogar Wildpferden, die hinter uns gegrast haben.

Landers ist 27 und Ed 32, beide sehr lieb, wenn auch die Familie sehr verplant ist, oder im australischen Sinne ganz einfach: laid back (aka gelassen). Warum sage ich das? Es kam doch schon öfters vor, dass am einen Tag gesagt wurde, wir arbeiten morgen ab 6:30 Uhr - 17:00 Uhr, sogar bis 20-21 Uhr, wenn wir wollen, dann war es doch 8:00 - 15:00 Uhr. Wir mögen es hier sehr und ihr denkt vielleicht, dass das ja wirklich Meckern auf hohem Niveau ist. Ist es, aber frustrierend ist es auch, denn diese Arbeitsmentalität verstehen wir noch nicht so ganz. Wie ihr wisst, haben wir ja einen Job, eine Wohnung über Nacht aufgegeben, um hier finanzielle Sicherheit zu bekommen. Tja, der Lerneffekt ist auf jeden Fall da: Gotta go with the flow. Einfach lernen, lässig auf jede Situation zu reagieren :)

Weil die frischen Pflaumen ab jetzt getrocknet werden, haben wir Backpacker am Montag eine 10kg-Box Pflaumen mitbekommen. Jetzt haben wir den Salat, die müssen irgendwie weg. Ich habe beschlossen, dass es jetzt also Zwetschgendatschi geben muss - gute Idee, die bei meinen Mitbewohnern und meinen Arbeitgebern gut angekommen ist. Mika hat sogar gesagt, dass das der beste Zwetschgenkuchen war, den er je gegessen hat, besser als der seiner Mama, aber psst! Landers meinte mein Kuchen ist eine 10 von 10 und ich muss sagen: Ich bin motiviert jeden zweiten Tag einen Zwetschgenkuchen zu backen, bis die Zwetschgen weg sind.

Die Umstellung zur organischen Trocknung hat schon gestern angefangen, als wir fahrbare Wagen mit Blechen auf den Hof bringen mussten, um diese zu reinigen. Heute haben wir dann die Pflaumen auf endlos vielen dieser Wägen verteilt und in die Ofen-Kammern gebracht, 75°C - eine kostenlose Sauna, die auch noch fruchtig gut riecht! Wir durften am Ende des heutigen Tages noch in einen der großen Ofenschächte gehen, wie so ein kleiner Tunnel. Getrocknet wird in acht dieser "Tunnelschächte", in die jeweils circa 15 Wägen hineinpassen. Dort bleiben die Pflaumen 20 Stunden lang, bis sie getrocknet sind.

Jetzt sind wir daheim, frisch geduscht und ready für einen beautiful sunset auf der Schafsweide. 

Kim, Julia, Charli, Mira