Blogeintrag 10: Woche 2 - Tasmaaaaanien

09April2023

Hi, how we doin'?

Wer recherchiert hat, welche Fähre von Geelong nach Devenport fährt, der weiß: unsere zweite von sechs Reisewochen verbringen wir auf der Insel Tasmanien, einer Insel südlich vom Festland Australiens.

Von woher haben wir diese Eingebung? Tasmanien ist ein weiterer Staat Australiens, dessen Natur und Vielseitigkeit bekannt ist. Zudem hat auch meine Lieblingslektüre hier, ‚111 Gründe Australien zu lieben‘, Tasmanien als das kleine Neuseeland bezeichnet und die wunderschönen Nationalparks erwähnt und wir wussten: das ist unser Muss! Schon in den Farmarbeitswochen haben wir die Fähre am 1. April gebucht und uns seitdem auf unsere Zeit auf Tasmanien gefreut.

Während der Farmarbeit war Spätsommer, mittlerweile ist es hier Herbst. Was uns temperaturmäßig sehr geholfen hat, schon in den letzten Tagen vor Melbourne, war, dass wir uns extra Schlafsäcke zu unsere normalen Decke gekauft haben, DENN: es ist schon am Festland in Victoria nicht so ein warmer Spätsommer-Herbst, sondern total Herbst mit bis zu 4°C abends. Jetzt gehen wir in den Süden, weiter weg vom Äquator, heißt es wird auf jeden Fall nicht wärmer. Na das kann ja was werden, haben wir uns dann gedacht. 

Tag 0 (Anreise): Geelong - Devenport - Railton (1. April)

Schon am Abend des 1. April haben wir in Railton auf dem kostenlosen Campingareal zu spüren bekommen, dass wir noch südlicher auf der Erdkugel sind, es war sehr kalt. Aber: sternenklarer Himmel als wir um 21:00 Uhr ankamen.

Die Fährfahrt hat geschlagene 10 Stunden gedauert und wir haben uns die Zeit mit Kniffel und Co. vertrieben. Die Fähre wird betrieben von Spirit of Tasmania und wir haben uns eher gefühlt wie auf einem Kreuzfahrtschiff, denn es gab Kino, Restaurants, Shows, Gaming Zones, was man sich eben so wünscht. Also, ein guter Anfang für die Tasmanienreise.

Tag 1: Cradle Mountain (2. April)

Wir sind früh aufgewacht und haben gefroren, 2°C. Beide tragen wir jetzt mindestens drei dicke Schichten, machen uns Tee und Frühstück und fahren los Richtung Cradle Mountain Nationalpark. 

Ein Stop dorthin ist Sheffield, die City of Murals (Stadt der Wandgemälde). Wie der Name sagt, zieren die meisten Hauswände schöne Gemälde und es gibt einen sogenannten Garten, in dem eine Ausstellung von Wandgemälden aufgestellt ist. Jedes Jahr kommt ein Gemälde dazu, der Gewinner eines Wettbewerbs. 

Im Cradle Mountain Nationalpark kaufen wir für 82 Dollar einen Nationalparkpass, der für ganz Tasmanien gilt, füllen unsere Wasserflaschen auf und los geht‘s ins wechselhafte, tasmanische Schmuddelwetter. Über dem Nationalpark hat sich eine neblige Schicht gebildet und es sprühregenet vor sich hin. Ich (Julia) fahre mit meiner Regenjacke ganz gut, Kims Jacke ist leider gleich nass, als wir den Overland Track betreten. 

Der berühmte Overland Track geht vom Cradle Mountain bis Lake St. Clair, man wandert ihn sechs bis sieben Tage lang, ein Wanderparadies. Wir wandern diesen aber nicht, gehen nur eine kleine Weile auf diesem bis zum Marion Aussichtspunkt und bewundern die Aussicht auf den Dove Lake. Der Nebel ist hier gut zu uns, denn immer wenn wir an schönen Punkten sind, lässt er die Sonne kurz durch. Oben am Aussichtspunkt begrüßt uns ein Regenbogen, was über der Tiefe zum See ganz magisch aussieht. Von hier wandern wir wieder zurück zum Parkplatz mit wieder schön viel Nebel.

Die Nacht verbringen wir wieder auf einem kostenlosen Campingareal nachdem wir unser Lieblingsgericht Chilli sin Carne mit Süßkartoffeln gemacht haben - leckerrrr!

Tag 2: Montezuma & Co (3. April)

Wie am Vortag starten wir mit Cornflakes-Frühstück, das wir mittlerweile schon abends auf die vorderen Sitze der Hannelore stellen, um nicht in der Kälte in unseren Boxen kramen zu müssen - man muss schlau vorgehen! Unser erster Stop von drei ist heute der Montezuma Falls Track, an dessen Ende ein 150 Meter hoher Wasserfall wartet. Wir sind ganz begeistert vom temperierten Regenwald auf Tasmanien, der überall feucht und dicht ist. Und der Geruch des Waldes ist eine Wohltat für den Geruchssinn, gefühlt sehr reich an ätherischen Ölen und einfach schön in dieser Duftwolke zu laufen.

Der zweite Stop sind die Henty-Dünen an der Westküste Tasmaniens. Hier schaut tatsächlich die Sonne bei uns vorbei und wir machen einen Spaziergang im Sand. 

Im nahegelegenen Strahan halten wir kurz und fahren dann weiter nach Queenstown, einer ehemaligen Kupfermiene. Mittlerweile wieder im Nebel, sehen wir am bekannten Iron Blow Aussichtspunkt leider wenig von der zerstörten Natur durch die Fördungsarbeiten. 

Unseren Abend verbringen wir an einem Stellplatz am Lake Burbury, wo unser Chilli aufgewärmt wird und wir schlafen gehen. 

Tag 3: Franklin Gordon-Wild Rivers Nationalpark (4. April)

Am nächsten Morgen wachen wir zu einem wunderschönen Sonnenaufgang über dem Lake Burbury auf. Unsere Fahrt führt uns durch viele Seen zwischen immer mehr Bergen im Sonnenschein in den Franklin Gordons-Wild River Nationalpark. Hier laufen wir viele kleine, sehr süße Spazierrouten ab und genießen großartige Ausblicke und einmalig schöne Wasserfälle - unvergesslich schön! 

Unser Mittagessen haben wir am Ufer des Lake St Clair (St Clair See), an dem der Overland Track endet, die Sechstagewanderung. Auch hier gehen wir am Ufer noch spazieren und genießen die Weite des Sees.

Am Spätnachmittag erreichen wir den Mount Field Nationalpark im zentralen Tasmanien, wo wir abermals schöne Wasserfälle, die Russel Falls und die Horseshoe Falls, sehen.

Tag 4: Cape Hauy, Tasman Nationalapark (5. April)

Der nächste Tag beginnt nach einem kurzen Spaziergang zwischen besonders hohen Bäumen, dem Tall Tree Walk, bei wundervollen Sonnenschein mit einer längeren Fahrt Richtung Port Arthur in den Tasman Nationalpark, denn eine wunderschöne Wanderung zum Cape Hauy (gesprochen: wie „Heu“). Eigentlich hatten wir im Mount Field Nationalpark eine andere Wanderung geplant, nur dass ein 12 km Schotter-Krater uns spontan doch davon abgehalten hat. Nicht mit unserer Hannelore. Also: auf zum Cape Hauy!

Auf dem Weg dorthin wandelt sich die Natur, wie so oft, immer wieder. In Tasmanien ist die Natur so divers, von Regenwald zu Laubwald, Steppe zu Hügel und Berge, alles innerhalb ein bis zwei Stunden zu finden. Sehr beeindruckend. Wir fahren durch Hobart, die Hauptstadt Tasmanien, sehen unzählbar viele schwarze Schwäne im Fluss neben dem Highway. 

Angekommen in Port Arthur liegt am Ende einer Schotterstraße eine wunderschöne Meeresbucht, dahinter die Besucherinformation, wo wir um 13:30 Uhr ausnahmsweise unsere Nacht auf dem Campingplatz bezahlen und dann loswandern. 

Die Wanderung führt auf einem Kiesweg und Steintreppen durch den Busch hin zu den Felswänden des Cape Hauy. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht bei Sonnenschein die vier Stunden zu wandern und in der Abendstimmung mit den wunderschönen Farben des australischen Sonnenuntergangs wieder am Camp anzukommen. 

Unsere Nudeln haben wir mit dem Campingkocher am Strand warm gemacht und zu Besuch kam ein kleines Wolloby. 

Tag 5: Freycinet Nationalpark (6. April)

Früh fahren wir los, um gegen 12 Uhr eine weitere atemberaubende Wanderung zu machen: Mount Amos im Freycinet Nationalpark. Diese Wanderung kann nur bei bestem Wetter gemacht werden, weil man tatsächlich viel Klettern muss und die Steine teils schon bei gutem Wetter glatt und rutschig sind, also bei feuchtem Wetter ein absolutes No Go.

Also, Sonnencreme aufgetragen und losgestapft. Teils hatten wir schon beim Hochgehen das Gefühl, ob wir da wohl easy wieder runterkommen oder nicht. Aber Auf- und Abstieg waren ein einziger Genuss, schwieriger, ja, aber die Ausblicke waren einmalig. 

Immer wieder drehen wir uns um und sehen wie wir uns Richtung Gipfel weiter entfernen von der Bucht und alles kleiner wird und wir sie hinter uns lassen. Oben angekommen schaut man in die bekannte Wineglass Bay und weiter Richtung blauer Ozean der Cooks Beach. Hier saßen wir bestimmt 45 Minuten und haben nur den blauen Himmel und den türkisfarbenen Ozean genossen. 

Der Abstieg, bei dem wir natürlich immer den Blick Richtung unten hatten und uns für das Bestaunen der Natur nicht mal umdrehen mussten, war etwas windiger, aber hat nichts vom Zauber des Nationalparks genommen. 

Nach der Wanderung haben wir uns noch die Sleepy Bay und den Cape Tourville Leuchtturm angesehen, bevor wir ins kostenlose Campingareal bei Friendly Beaches gefahren sind.

Beim Campingareal war es sehr voll, aber eine liebe junge Dame names Anna hat ihren Platz so frei gemacht, dass wir uns noch daneben stellen konnten. Richtig cool, weil mit ihr haben wir uns bestimmt noch zwei Stunden unterhalten, während wir Mac & Cheese gekocht haben und dann den Vollmond bestaunt haben, der über dem Meer aufgegangen ist.

Tag 6: Bay of Fires (7. April)

Der nächste Morgen war hektisch. Es hat schon früh stark zu gewittern angefangen und wir haben schon um 6:00 Uhr beschlossen das Areal zu verlassen, da dieses nur aus Schotter- und Sandweg bestand und wir mit unserer Hannelore nicht stecken bleiben wollten. Wir sind eine Stunde gefahren, raus aus dem Nationalpark und als es immer stärker zu regnen begann haben wir beschlossen auf einem Parkplatz doch einfach nochmals weiterzuschlafen.

Gegen Spätvormittag sind wir Richtung Bay of Fires gefahren, immer noch unter einer Wolkendecke und haben in der Bucht, die sich weit erstreckt, die rot-orange gefleckten Felsen und Steine angesehen. Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Bakterien und Algen, die sich am Stein festgesetzt haben und ihnen ihre „Feuerfarbe“ verleihen. Es war schön, mit Sonnenlicht wäre es aber wahrscheinlich noch etwas beeindruckender gewesen.

Deshalb sind wir relativ bald, gegen 16 Uhr, zwei Stunden weitergefahren, um einen Schlafplatz nahe Launceston zu bekommen, der Stadt, in der wir an uns an unserem letzten Tag in Tasmanien aufhalten. 

Tag 7: Launceston (8. April)

Um 9 Uhr waren wir am nächsten Morgen bereits im Cataract Gorge Reserve, einem Park in mitten der Stadt Launceston. Vom Parkplatz laufen wir bei wunderbarem Wetter zuerst den Zic Zac Track durch den Wald Richtung Stadtmitte und dann den Cataract Gorge Walk am Fluss entlang zurück ins Herzen des Parks. 

Wir fliegen dann über den Park (ja, genau, fliegen!) und bewundern den Park von oben und zwar mit dem Gorge Scenic Chairlift (ein Sessellift), der die längste frei hängende Seilbahnstrecke der Welt haben soll.

Ihr fragt euch bestimmt, waschen die auch mal oder stinken sie nur (Zitat Kim)? Nein, nach einigen Tagen besuchen wir ENDLICH eine Waschküche in Launceston, wie wir auch zuletzt unsere Wäsche im Surfcamp gewaschen haben - bitte NICHT nachrechnen wie lange das her war!! (Antwort in Blogeintrag 8, glaube ich, aber eigentlich eine unwichtige Information)

Während die Wäsche im Salon ist gehen wir um 12 Uhr auf den Farmer‘s Market (Bauernmarkt) in der Stadtmitte, über den wir schlendern, aber nicht wirklich glücklich werden mit der Auswahl: Burger, Fastfood, Eis.. kein Obst oder Gemüse oder wirklich lokales Angebot - Schade! 

Den restlichen Tag verbringen wir mit Stadtpark, Kunstmuseum, Fußgängerzone, einfach die Stadt erkunden und fahren dann wieder nach Railton, unserer Übernachtungsmöglichkeit der ersten Nacht, um dann am Sonntag, den 9. April, auf die Fähre zurück nach Geelong zu gehen.

Tag .. Heimfahrt 😢: Devonport nach Geelong (9. April)

Um 8:30 legt die Fähre an Ostern ab und wir sind wirklich traurig. Während der Woche hier waren wir soooo oft der Meinung, dass Tasmanien viel mehr als nur sieben Tage verdient hätte, mit der atemberaubenden Natur, den Orten und Wanderungen, die nicht in unsere Zeitplanung gepasst haben, die tieferen Einblicke in die schöne Natur, die man haben könnte, man könnte die Gerüche länger genießen. Nicht einmal die herbstliche Temperatur kann daran etwas ändern!

In Woche drei liegt die Strecke zwischen Melbourne und Adelaide vor uns. Wer es weiß oder recherchieren mag, darf gern in die Kommentare schreiben, was das besondere an dieser Strecke ist. Wir sind gespannt, wie viele es wissen!

See ya later

Blogeintrag 9: Woche 1 - Sydney bis Melbourne

31März2023

G‘day aus Down Under!

So, wir melden uns ENDLICH nach vier Wochen wieder. Es sind über 5.000 gereiste Kilometer vergangen seit unserem letzten Blogeintrag und wir können selbst gar nicht wirklich glauben, dass es so viele waren. Die nächsten Tage folgen Blogeinträge über unserer letzten vier Wochen, ihr könnt gespannt sein!

Unsere Hannelore, wie wir unser Auto getauft haben, hat die Abendteuer immer gut mitgemacht. Naja, fast immer. Dazu später mehr! Der Autokauf hat sich als sehr einfach gestaltet. Am Samstag, 18. März, um 11:00 Uhr sind wir Probe gefahren, haben uns für den Kauf entschieden und den Toyota TownAce gleich auf uns umgemeldet.

Schon in unserer letzten Woche in Young hatten wir uns entschieden, dass wir auf unseren Reisen unabhängig von externen Steckdosen sein wollen und haben Geld in Solarplatten, eine Batterie und eine Kühlbox investiert. Diese drei Sachen haben wir abgeholt, montiert und sind dann zu unserem ersten großen Stop gedüst: Der Blue Mountains National Park.

Wir haben gleich unseren ersten tollen Schlafplatz gefunden, ein kostenloses Campingareal bei Mount Victoria hinter Blackheath. Das war für die erste Nacht ein echter Glücksgriff, da wir mit vielen anderen Campern einfach am Straßenrand einer einsamen Straße am Rand des Nationalparks campen. Wir in unserer ausgebauten Hannelore.

Wir haben innen ein Bett, unter dem Bett sind Batterie und Kühlbox wie auch mehrere Boxen für Kleidung, Lebensmittel, Geschirr usw., Spiele und sonstigen Kram. Ein Campingkocher, ein Campingtisch und zwei Campingstühle. Wir fühlen uns sehr wohl!

Im Blue Mountains National Park haben wir also den Sonntag, 19. März, verbracht. Vom Echo Point sind wir die 989 Treppenstufen des Grand Stairway hinuntergelaufen, um dann Richtung Katoomba Falls wieder aus der grünen Waldschlucht aufzutauchen und auch viele Stufen wieder hinaufzugehen. Am Prince Henry Cliff Walk sind wir zurück zum Echo Point gelaufen. Mit unserem Auto sind wir dann zu zwei weiteren Aussichtspunkten gefahren und von dort zum Siloam Pool hinuntergewandert, ein kleiner Wasserpool vor einem Wasserfall im Nationalpark. Zu guter Letzt haben wir uns für unsere zweite Nacht auf den Parkplatz nahe der Wentworths Falls gestellt, Mac and Cheese (Maccaroni mit Käsesoße) gekocht und uns die Abendstimmung über den Blue Mountains angesehen. Wunderschön!

Von einer Morgenstimmung war nur zu träumen, das Wetter hat am nächsten Morgen um 180 Grad gedreht und wir haben von der großen Kluft zwischen den weiten Bergen nichts mehr gesehen. Nur eine weiße Wand aus Nebel, leider. Zum Glück waren wir am Tag zuvor dort! Gut, Montagmorgen und Nebel, das heißt wir müssen weiter: ab nach Gerroa ins Surf Camp.

Hier haben uns Instructors fünf Tage lang in acht theoretischen und praktischen Sessions viel über das Surfen beigebracht und es hat soo viel Spaß gemacht, und auch die Leute waren wirklich ein Fest. Größtenteils Deutsche, wie soll es auch anders sein, aber auch Mexiko, Belgien, England oder Zambia. Bis Freitag, 24. März, Surfen wir lustig vor uns hin, leider regnet es auch dabei viel, aber ob wir vom Meer nass sind oder vom Regen, das macht den Kohl jetzt auch nicht fett ODER isch ja g‘hupfd wie g‘schbrunga. 

Ab Freitagnachmittag sind wir sieben Tage unterwegs von Gerroa nach Melbourne. Eigentlich eine Route von Sydney nach Melbourne, aber da Gerroa zwei Stunden südlich von Sydney liegt sind wir für den Startpunkt Sydney zu südlich. Außerdem haben wir die Strecke vor Gerroa in einem Tagestrip schon abgedeckt, also passt super. 

Tag 1: Gerroa - Jervis Bay (24. März)

Wir surfen unsere letzte Session, wobei ich (Julia) nicht dabei bin, weil ich mittlerweile vom wilden Wellengang Salzwasser im Ohr hatte und eine Ohrenentzündung entwickelt habe und aussetze. Um 16:00 fahren wir los nach Jervis Bay, einer kilometergroßen Bucht, in der man eigentlich sehr gut schnorcheln kann. Aber dafür braucht man Sonne, und davon gab es an diesem Abend wirklich so gar nichts.

Tag 2: Jervis Bay - Narooma (25. März)

Auch am nächsten Morgen war von der Sonne nichts zu sehen, eher das Gegenteil. Nach einem Frühstück am Strand fahren wir im Regen durch Ulladulla (es wird nachher noch besser, das ist noch nicht der beste Ortsname) nach Bateman‘s Bay. Hier gehen wir in ein Shopping Center und statten uns mit Boxen aus, um unsere möglicherweise immer größer werdende Unordnung in unserer Hannelore zu zügeln. Ein kleiner Kaufrausch, muss ich zugeben, aber es hat SPAß gemacht! Wir haben noch am Australia Rock angehalten, bevor wir uns nahe Bermagui (sag ich‘s, aber wartet ab) zum Übernachten hinstellen.

Tag 3: Narooma - Mallacoota (26. März)

Am nächsten Morgen ist unser erster Stop das kleine Dörfchen Tilba Tilba (süß, oder?), wo viele kleine Läden aneinandergereiht sind. Wir fahren durch die Orte Tathra, Merimbula und Eden bevor wir die Grenze zum Bundesstaat Victoria überschreiten und unser Ziel Mallacoota erreichen. Zuvor waren wir in New South Wales, seit dem Anfang unseres Abenteuers. Hier schlafen wir auf einem Parkplatz am Strand und genießen die Aussicht auf die Bucht von Mallacoota.

Tag 4: Mallacoota - Metung (27. März)

Unser nächster Tag lief anders als geplant, weil uns mitten in einem Nationalpark - und das ist verbunden mit viel Nerven und durchgedrehten Reifen und Schwitzen. Die Straße war nicht gemacht für unsere Hannelore. Wir haben den hinteren, linken Reifen auf der Fahrt in einen Nationalpark, den Croajingolong Nationalpark, etwas überfordert und nachdem wir wegen einer Straßensperrung umdrehen mussten, ohne die Thurra River Dunes, die wir sehen wollten, zu sehen, ist der hintere Reifen einfach mal pffffffft futsch gegangen. Auf den ADAC warten, neuen Reifen kaufen, bei Metung schlafen gehen. Und das mittlerweile dann alles im Regen. Es läuft eben nicht alles, wie man sich das vorstellt. Aber wir haben es mit ein wenig Humor genommen. Wir saßen mutterseelenallein im Wald und haben Kartenspiele gespielt. Drei Stunden lang. Am Rande von Australien. Wer kann das schon von sich sagen? 

Tag 5: Metung - Wilson’s Promotory (28. März)

Morgen sind wir losgefahren zur Raymond Island, wo wir einen Koala Track entlanggegangen sind. Wir haben bestimmt zwanzig einzelne Koalas in den Bäumen gesehen, manche müde, manche am Essen, sogar eine Mama mit Baby. 

Nach einem kurzen Stop in einem Botanischen Garten haben wir in Yarram preisgekrönten Pie gegessen und sind Richtung Nationalpark Wilson‘s Promitory gefahren. Wir halten an einem Wildtierpfad an und sehen Kängurus und ein süßes Wombat. Der ganze Park repräsentiert die australische Schönheit der Natur, wilde, weite Flächen und Berge, die sich Richtung Küste und Meeresbuchten erheben, durch die wir in langen Kurven durchfahren. Wir haben bestes Wetter auf dem Weg zum Tidal Rival Campground. Wir atmen dieses Bild einfach nur ein. Was für ein schöner Tag. 

Abends kochen wir Spagetti Cabonara und rangeln, ob ihr es glaubt oder nicht, mit einem Tasmanischen Teufel-ähnlichen Tier, kleines Bären-Katzen-Tierchen, um unser Geschirr. Wir wissen bis heute nicht, was genau es für ein Tier war. Eine interessante Erfahrung. Aber wir haben gewonnen. Versteht sich. :-) 

Tag 6: Wilson's Promotory - Phillip Island (29. März)

Am nächsten Morgen, wieder eine 180 Grad Wendung des Wetters, nur Nebel. Die Wanderung zum Mount Oberon, von dem man eine 360 Grad-Sicht auf Ozean und Nationalpark hat, klappt leider nicht. Der Gipfel ist komplett in Nebel eingehüllt, wie die benachbarten Gipfel auch. Keine Chance. Also verlassen wir den Nationalpark früher als gedacht und fahren nach Philip Island. 

Hier machen wir tatsächlich bei viel Wind und aber auch einigen Sonnenstrahlen eine Küstenfahrt und haben uns abends eingebucht in ein Naturspektakel: Little Pinguins, die am Strand ankommen und sich auf den Weg zu ihrem Nest machen. Das war wirklich ein Highlight, vor allem wie die kleinen Wesen watscheln und in ihren Gruppen durch den Sand

Stapfen und manchmal fällt ein kleiner Pinguin um und rappelt sich fix wieder auf und rennt seiner Gruppe hinterher. So. Süß!! 

Tag 7: Philip Island - Mornington (30. März)

Ganz gelassen fahren wir am Spätvormittag los und besuchen Arthur‘s Seat. Gegen 17:00 gehe ich einen Wanderweg entlang (Kim schläft in der Hannelore) und sehe die Sonne schon früh in Richtung Wolken verschwinden - das Wetter im Allgemeinen sehr wechselhaft in der Woche 1! Ich sehe auf der anderen Seite der großen Bucht Port Philip die Millionenstadt Melbourne durch den Nebel schimmern. 

Der Abend bereitet uns ein ganz besonderes Erlebnis. Auf der Mornington Halbinsel gibt es nämlich heiße Quellen und um 22:00 Uhr ging das Mondlichtbaden los, bis 2:00 nachts. Es war einfach nur wunderbar, die Pools und Saunen, das Dampfbad, haben uns einen Kontrast zu unseren vielen gereisten Kilometern beschert. So entspannt haben wir uns beide schon lange nicht mehr gefühlt. Vor allem weil ab 23:00 alle anderen Gäste das Wellnessareal verlassen haben und wir die 10 Pools, zwei Saunen und das Dampfbad ganz für uns allein hatten. Es war wie im Traum. Wir sind um 3:00 sehr müde, aber sehr erholt in unser Hannelore-Bett gefallen.

Tag 8: Mornington - Melbourne (31. März)

Ausschlafen ist angesagt, erst um 11:00 schaffen wir es loszufahren nach Melbourne. Wir halten am Brighton Beach an, um die Strandhäuser zu begutachten, fahren an St. Kilda vorbei, einer schönen Strand-Community und stellen unser Auto an einer Zugstation ab, sodass wir nach Melbourne reinfahren können. Melbourne hat einen gelassenen Charme, obwohl wir wirklich nicht viel davon sehen, von 15:00 bis 19:00 Uhr und wieder mal bei Regen. Wir sehen die Flinders Railway Station, den Federation Square, das AMCI Museum und die Bibliothek. 

Unser Termin um 19:00 Uhr war ein Theaterstück, und nicht irgendeins, sondern ‚Harry Potter and the Cursed Child‘. Es hat tatsächlich geklappt Karten zu kaufen und das erfolgreiche Stück anzusehen. Ich habe den Vergleich mit Deutschland, kenne es, Kim nicht. Sie war nach dem Theater sehr begeistert, fand es sehr magisch, mit allen Effekten und der Geschichte. Hamburg zieht das Ganze größer auf, finde ich, was dem Theaterstück selbst aber nichts nimmt, tolle Schauspieler, wundervolle Story. 

Um Mitternacht liegen wir beide im Bett und schlafen ein. Wir haben also Melbourne erreicht und unsere erste große Ettape ist schon um! Und dann sitzen wir beide am 1. April schon auf einer Fähre von Geelong nach Devenport. Wer wissen will, wo wir uns ab dem 2. April befunden haben, eine Suchmaschine könnte behilflich sein, Zwinker Zwinker

Fortsetzung folgt sehr bald!

 

Blogeintrag 8: A-Team Abenteuer

16März2023

16. März, 23:45 Uhr 

G‘day! Weitere drei Wochen auf der Farm sind vorbei und es gibt einerseits nicht so viel zu erzählen, denn es waren ja drei Arbeitswochen, immer dasselbe, aber andererseits auch so viel!

Am Samstag, 25. Februar, hatten wir wieder unseren freien Tag. Wir haben den Tipp bekommen, dass wir zum Weddin Mountain National Park fahren können, sofern uns langweilig sein sollte. Wir haben einen langsamen Morgen gemacht und sind mittags mit Landers, dem jüngsten Bruder der Farm, in den Nationalpark gefahren. Er war zusätzlich auch unser Tourguide, was wahrscheinlich ganz gut war, denn richtig informiert hatten wir uns nicht, wir wollten nur einen netten Spaziergang machen. Landers ist hier aufgewachsen und kennt sich im Park gut aus. Wir wandern zu schönen Aussichtspunkten und bleiben oben bestimmt eine Stunde sitzen und genießen. 

Die Arbeitswoche vom 27. Februar bis zum 3. März geht schnell vorbei, Landers hat uns am Freitag Pizza ausgegeben und dann kommt ein Highlight unserer Zeit hier: Canberra. Landers hat uns für den freien Samstag seinen ‘Ute’ (gesprochen ‘jut’, Kurzform von ‘utility vehicle’, Deutsch: Geländewagen) geliehen und wir Backpacker sind als Crew in die Hauptstadt von Australien gefahren. Dort haben wir, und das ist der eigentliche Grund für den Besuch, meinen Freund Justus getroffen. Wir haben im Herbst zusammen das Staatsexamen für Lehramt geschrieben und reisen jetzt beide in Australien. Eigentlich wollten wir uns in Sydney treffen, da ich aber jetzt in Young war hatte das nicht mehr funktioniert. Er hat dann irgendwann erwähnt, dass er am Samstag, 4. März, in Canberra ist und da habe ich natürlich sofort geschalten, denn Canberra ist nur zwei Stunden von Young entfernt.

Also habe ich mich morgens um 7:30 Uhr mit allen in Landers Auto gesetzt und bin das erste Mal eine weitere Strecke mit dem Auto gefahren. Das war eine coole Erfahrung, auch das Stadtfahren und dann das Parken. Für das Parkhaus war das Auto fast zu groß, aber nur fast.

Wir haben uns also um 10 morgens am Parlament verabredet, große Freudenbegrüßung, haben uns das Parlament zusammen angesehen und war zusammen in der Stadtmitte Mittagessen. Ich war wirklich so happy Justus und Fabi mit Angi und Sonya zu sehen, die zwei Mädels bei denen Justus und Fabi gewohnt haben. Einen lieben Menschen aus der Heimat zu sehen auf der anderen Seite der Welt, es war wirklich superschön. 

Nachdem die beiden zum Flughafen und Richtung Melbourne weitergeflogen sind, sind wir als Crew zum Kriegsdenkmal gefahren und zu einem schönen Aussichtspunkt.

Abends sind wir mit den letzten Sonnenstunden und später der Abenddämmerung gefahren, was alle sehr genossen haben, die Stimmung war super. Zu Hause angekommen waren alle müde, aber überglücklich, einen schönen Tagestrip gehabt zu haben. Alle von uns hatten Canberra eher nicht als Ziel und jetzt hatten wir es durch das Treffen mit Justus doch dorthin geschafft!

Am 6. März geht die Arbeit weiter. Inzwischen hat sich das Klima sehr verändert, die Gruppe zum Früchte trocknen ist viel kleiner und die Freundschaften werden enger. Während des Arbeitens unterhalten wir uns über sehr viele Themen, haben viel zu Lachen, auch mit unserem Boss Landers.

Weil er sich nicht stoppen lässt, gibt uns Landers, der mittlerweile mehr guter Freund ist, am Donnerstag sein Lieblings-Fast Food aus: Chips and Gravey. Pommes mit Bratensoße, wenn man es genau sagen will. Vom Supermarkt nehmen wir Sticky Date Pudding, ein Kuchen mit Karamell drauf, den wir anscheinend nicht verpassen dürfen, mit und ein schöner Abend beginnt. Charli spielt Gitarre, dann spiele ich Gitarre und dann musizieren Landers und ich gemeinsam. Ich singe, er spielt Gitarre. 

Am Samstag ist ein Spieletag geplant. Um 13:00 Uhr fängt die ganze Crew bei Landers zu Hause an zu spielen. Ein Spiel namens Billionaire, bei dem man ganz wild durcheinander schreit. Dann machen wir alle in der Siesta einen Power Nap und treffen uns um 19:00 Uhr im Studio, wo wir Backpacker wohnen wieder. Es wird Musik gemacht und Monopoly gespielt, was zu sechst und in der Gruppe einfach so viel Spaß gemacht hat. Jeder hat sein bestes gegeben und es sind Lachmomente am laufenden Band entstanden. Das ist wahrscheinlich mein Lieblingsmoment in den sechs Wochen gewesen. 

Die nächste Arbeitswoche, 13. März bis 17. März, ist geprägt von Aufbruchsstimmung. Die Saison geht am Sonntag mit der letzten Ernte zu Ende. Wir Backpacker haben kaum mehr zu tun und Kim und ich kommen anstatt auf 60 Stunden nur auf 14 Stunden, wir arbeiten zum Beispiel den Mittwoch gar nicht mehr und ansonsten sogar am Montag und Donnerstag nur drei Stunden. 

Mira und Charli ziehen am Dienstag weiter nach Melbourne, weswegen am Montagmittag ein Essen für uns Backpacker von Chris, dem Vater der Farm und Familie, ausgegeben wird. Es wird klar, dass die Familie nicht jedes Jahr Backpacker hat, die so sehr gemocht und wertgeschätzt werden, wegen ihrer souveränen Arbeit. Frühere Backpacker hätten sich über die schwere Arbeit beschwert, während wir einfach durchgezogen haben. Wir sind darauf schon sehr stolz. Anscheinend wären alle selten so gut drauf gewesen während der Saison und ein Mittagessen habe es schon gar nicht ausgegeben gegeben für Backpacker. 

Am Montagabend findet nochmal ein Spieleabend statt, Billionaire und Monopoly Revanche. Wieder haben wir so viel zu Lachen und man merkt aber auch, dass die Gruppe sich bald trennt und alle ihre Wege gehen. Des Öfteren haben alle Beteiligten schon gesagt, dass man sich vermissen wird.  Landers geben wir ein T-Shirt, auf dem wir alle unterschrieben haben und er ist sichtlich berührt. ‘Ihr hättet mir doch nichts geben müssen.’, sagt er und sieht das Shirt an. Tja, da haben wir wohl das richtige zum Abschied besorgt. Am Ende Gitarre und singen und Landers packt sogar seine Geige aus und spielt für uns.

Der Abschied von Mira und Charli am nächsten Tag ist emotional, ich weine fast, denn die letzten sechs Wochen sind wir alle eng zusammengewachsen. Am öftesten sagen, dass er uns vermissen wird, ist aber unser Boss Landers, denn er wisse nicht, wie er nächstes Jahr ohne uns arbeiten soll. Wir sollen zurückkommen, sagt er schon seit Längerem. Er nennt uns sein A-Team, das beste Team. Er bringt die beiden zum Bus und dann sind sie weg, gemütsmäßig auch ganz traurig die Atmosphäre, die Young-Sugar Plum-Blase, zu verlassen.

Die nächsten zwei Tage sind lang, denn wir haben nicht mehr viel zu tun. Kim und ich planen viel unseren weiteren Trip und kümmern uns um dies und das, Autokauf, Equipment und so weiter. 

Und so sitze ich momentan auf unserer gemütlichen Couch und habe die letzten Wochen mit diesem Text Revue passieren lassen.

Kim und ich freuen uns wirklich beide sehr, auf das was nach den sechs Wochen Arbeit auf uns wartet, aber ein Stück von unserem Herzen, und das haben wir nicht erwartet, bleibt bei den Pflaumen / ‘sugar plums’ und den getrockneten Bio-Pflaumen / ‘prunes’ bleiben. Morgen fahren Mika, Kim und ich von Young mit dem Bus nach Cootamundra und dann wir nach Sydney und Mika nach Melbourne. Ob alles klappt wie die ganze Crew sich das vorstellt? Wir werden es sehen.

Mira und Charli mieten einen Van und fahren die Küste von Melbourne nach Adelaide entlang der Great Ocean Road. Mika sucht nach einem Auto zum Kaufen in Melbourne und plant eine große Tour über Adelaide, Uluru, eine Nacht in Young bei Landers und dann die East Coast bis Cairns fahren. Landers ist seit Mittwoch am Umziehen und freut sich auf sein erstes Baby, das er mit Frau Riva im April bekommt. Kim und ich kaufen ein Auto von einem jungen Paar ab und fahren dann auch einfach los. Unser nächster Stop ist das viertägige Surfcamp am Seven Mile Beach, nach einem kurzen Stop in den Blue Mountains nahe Sydney. Dort lernen wir dann das, was jeder können muss nach einem Australienaufenthalt: Surfen. Wir halten euch auf dem Laufenden!

See you later ;-)

Blogeintrag 7: The Brooke-Kelly Farm

23Feb2023

23. Februar, 18:30 Uhr

How are we doing today? Uns geht es noch immer gut und wir genießen das manchmal mehr, manchmal weniger ruhige Farmleben. Wir arbeiten mittlerweile seit fast drei Wochen auf der Pflaumenfarm, wo wir uns echt wohl fühlen. Unsere Tag bestanden meistens aus einer Schicht von 8-17 Uhr mit einer Mittagspause von 45 Minuten, sechs Tage die Woche, außer Samstag. Mittlerweile leben wir nicht mehr im Hostel, sondern sind in das Studio der Farmfamilie gezogen, quasi eine Scheune ausgebaut für Bewohner mit sehr viel Platz.

Am Sonntag, den 5. Februar sind wir von der Ortschaft Young mit Melissa normal zur Arbeit gefahren, nur dass wir eben viel mehr Gepäck hatten und sie uns vor der Schicht am Studio, 10 Min Gehweite von der Farm entfernt, abgesetzt hat. Wir haben nicht schlecht gestaunt, wo wir die nächsten Wochen umsonst wohnen würden: große Küche mit großem Tisch, zwei Sofas, Waschmaschine und Wäscheständer für drinnen und eine Wäschespinne draußen (die größte Spinne, die ich hier bis jetzt gesehen habe ;-) ! ), kleine und große Zimmer zum Schlafen, ein superschönes Bad. Das Wort sauber würde ich in dem Kontext nicht benutzen, dadurch, dass es eben mehr Stauraum als Wohnraum ist. Aber mit unseren Mitbewohnern fühlen wir uns hier auf jeden Fall heimelig!

Kim und ich wohnen zusammen mit Mika, 19, der allein gekommen ist und mit Mira und Charli, 18, die wie wir als Doppelpack zur Farm gekommen sind. Gemeinsam bestreiten wir die Arbeit, fahren einkaufen mit unserem Geländewagen und sehen uns den Sonnenuntergang auf der Schafsweide an, die hinter dem Studio liegt. Sehr idyllisch hier also, wenn man aufwacht, aus dem Fenster sieht und die Schafe hinter einem Frühstücken. Kim hatte sogar ein mitternächtliches Känguru zu Besuch vor ihrem Fenster! Besucher sind unter anderem in unserem 5-Sterne-Hotel auch zahlreiche Mäuslein, Käfer, Flieger und kleine Spinnen. Eine Ameisenstraße hatte ich auch schon im Zimmer. Aber, ohne Ironie, wir fühlen uns wirklich wohl hier, man stellt sich auf die Situation ein. 

Von hier aus sehe ich morgens, ich als Frühaufsteher, den wunderwunderwunderschönen Sonnenaufgang, und abends sind wir schon öfters draußen gesessen und haben einfach in den sternenklaren Sternenhimmel geschaut. Ich sitze sehr oft mit der Westerngitarre auf dem Sofa oder auf der Ladefläche unseres Geländewagens und zupfe vor mich hin oder bringe Charli das Gitarrespielen bei. 

Hier mag es auf den ersten Blick unspektakulär sein, aber wenn man einfach nur genau genug hinsieht und hinhört hat man morgens und abends Vogelgesänge, bei einem Spaziergang über die Grasweide gibt es auf der anderen Seite Pferde, Kühe, Schafe, uns kommen abends manchmal die kleinen Katzen von der Farm besuchen. Manchmal atme ich ihr tief ein und habe den sommerlichen, trockenen Geruch in der Nase, der mich an das Mittelmeer erinnert, die duftenden Nadelbäume dort.

Die Arbeitsschichten an sich werden mittlerweile mit Musik in den Ohren und Podcasts gefüllt, sodass man nach den Schichten dann schlauer ist und wir sieben Backpacker tauschen uns sogar manchmal darüber aus, was wir so gehört haben. Von Psychologie über Umwelt zum Finanzpodcast ist alles dabei. Zeitweise waren es bei mir auch die Harry Potter-Bücher, Jugendroman bei Kim. Ja, so ziehen die Arbeitswochen ins Land.

Am Samstag, unserem freien Tag, haben uns Landers und Ed, zwei der drei Brüder, die die Farm leiten, mit zum Murrumbidgee Fluss genommen, wo wir uns mit der Strömung immer wieder von einem Einstieg zum anderen treiben haben lassen - es hat so viel Spaß gemacht! Besonders lustig fand ich aber, dass wir am Fluss ankamen und das erste was passiert ist war, dass es anfing zu gewittern und es nicht mehr 39°C hatte, sondern gefühlt 15°C. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Der Nachmittag war sehr schön, mit Kühltruhe und Campingstühlen, nette Gespräche und sogar Wildpferden, die hinter uns gegrast haben.

Landers ist 27 und Ed 32, beide sehr lieb, wenn auch die Familie sehr verplant ist, oder im australischen Sinne ganz einfach: laid back (aka gelassen). Warum sage ich das? Es kam doch schon öfters vor, dass am einen Tag gesagt wurde, wir arbeiten morgen ab 6:30 Uhr - 17:00 Uhr, sogar bis 20-21 Uhr, wenn wir wollen, dann war es doch 8:00 - 15:00 Uhr. Wir mögen es hier sehr und ihr denkt vielleicht, dass das ja wirklich Meckern auf hohem Niveau ist. Ist es, aber frustrierend ist es auch, denn diese Arbeitsmentalität verstehen wir noch nicht so ganz. Wie ihr wisst, haben wir ja einen Job, eine Wohnung über Nacht aufgegeben, um hier finanzielle Sicherheit zu bekommen. Tja, der Lerneffekt ist auf jeden Fall da: Gotta go with the flow. Einfach lernen, lässig auf jede Situation zu reagieren :)

Weil die frischen Pflaumen ab jetzt getrocknet werden, haben wir Backpacker am Montag eine 10kg-Box Pflaumen mitbekommen. Jetzt haben wir den Salat, die müssen irgendwie weg. Ich habe beschlossen, dass es jetzt also Zwetschgendatschi geben muss - gute Idee, die bei meinen Mitbewohnern und meinen Arbeitgebern gut angekommen ist. Mika hat sogar gesagt, dass das der beste Zwetschgenkuchen war, den er je gegessen hat, besser als der seiner Mama, aber psst! Landers meinte mein Kuchen ist eine 10 von 10 und ich muss sagen: Ich bin motiviert jeden zweiten Tag einen Zwetschgenkuchen zu backen, bis die Zwetschgen weg sind.

Die Umstellung zur organischen Trocknung hat schon gestern angefangen, als wir fahrbare Wagen mit Blechen auf den Hof bringen mussten, um diese zu reinigen. Heute haben wir dann die Pflaumen auf endlos vielen dieser Wägen verteilt und in die Ofen-Kammern gebracht, 75°C - eine kostenlose Sauna, die auch noch fruchtig gut riecht! Wir durften am Ende des heutigen Tages noch in einen der großen Ofenschächte gehen, wie so ein kleiner Tunnel. Getrocknet wird in acht dieser "Tunnelschächte", in die jeweils circa 15 Wägen hineinpassen. Dort bleiben die Pflaumen 20 Stunden lang, bis sie getrocknet sind.

Jetzt sind wir daheim, frisch geduscht und ready für einen beautiful sunset auf der Schafsweide. 

Kim, Julia, Charli, Mira

Blogeintrag 6: Wir sind echt Pflaumen…

06Feb2023

6. Februar, 20:00 Uhr

...-verpackerinnen! 

Okay, jetzt mal langsam. Sind wir noch in Syndey? Nein, wir sind weitergezogen. Wie kam das? Ich nehme euch mit durch unsere letzten Tage.

Am Dienstag, 2. Februar, hatten wir unseren ersten Arbeitstag als Housekeeperinnen in einem Hotel quasi nebenan. Das war unser erster, richtiger Job in Australien. Dort haben wir von 8-16 Uhr in einem netten Team gearbeitet und viel über Housekeeping in Hotels gelernt. Was man alles nicht sieht als naiver Hotelgast, auf jeden Fall ein interessanter Einblick.

Leider hat sich früh abgezeichnet, dass entweder Kim oder ich arbeiten und wir nicht genügend Geld verdienen würden. Das kann fast nicht sein, oder? Doch. Unser Teilzeit-Vertrag besagte, dass wir Minimum acht Stunden und Maximum 37 Stunden die Woche arbeiten. Das ist sehr vage und den Plan für die Woche gibt es auch erst sehr spät. Wir hatten eigentlich klar gemacht und auch wirklich sehr deutlich erwähnt, dass wir eine 37-Stunden-Woche brauchen, um auf unsere Stunden zu kommen. 

Kein Geld, keine Reise. Also, neue Idee musste her. Einen zweiten Job zu haben war sowieso immer unsere Idee, deswegen hatten wir diesen auch schon länger gesucht, aber leider hat sich nichts gefunden, das unsere Geldbeutel langfristig tatsächlich aufbessern würde. Ich war am Anfang Babysitten, was nicht gepasst hat. Kim hatte Interviews mit Werbe-Firmen, bei denen sie einen Promtionsjob gemacht hätte, von Tür zu Tür gehen. Zuletzt war sie in einem Hotel und hat für Geld Flyer verteilt, einmal waren wir beide dort. Es ist alles nicht Nichts, aber es ist auch alles nicht genug gewesen.

Als dann am Freitag, 3. Februar, eine Anzeige eingestellt wurde ‚Fruit Packing on a Sugar Plum Farm for up to six weeks‘ / ‚Früchteverpacken auf einer Pflaumen-Farm für bis zu sechs Wochen‘ wussten wir beide, dass wir unsere Wohnung kündigen, unseren frisch angefangenen Job kündigen und uns um eine Wohnung in Young kümmern wollen. Gesagt, getan!

Am Freitag haben wir gleich noch eine Wohnung gefunden und in unserer aktuellen Wohnung angekündigt, dass wir gehen. Am Samstag habe ich den angenehmen Job bekommen im Büro unseres Hotels Bescheid zu geben, dass wir unseren Vertrag brechen und am nächsten Tag schon abreisen zur nächsten Arbeitsstelle. Aber alle waren erstaunlich verständnisvoll und bis auf ein wenig Kaution, die wir verlieren, hat alles geklappt.

Am Sonntagmorgen sind wir dann vollbepackt mit Sach und Pack in den Southern XPT Train von Sydney in Richtung Melbourne gestiegen und in Cootamundra in den Barthurst Coach Service / Bus nach Young. Raus aus Sydney wurde es zuerst grün mit großen Bäumen und auch Bergen und Hügeln bis wir in flacheres, trockeneres Land kamen. Wir dachten uns wirklich: Auweija. Was wir da wohl tun? Dörfer, völlig verlassen, ganz anders als Sydney, wo alles immer so schnell war. Aber eigentlich wissen wir es: Wir tauschen wunderschönes, lebendiges Sydney gegen ruhige Farm und finanzielle Sicherheit ein.

Lustigerweise haben wir am Bahnhof dort einen Backpacker getroffen, der von unserem Kontaktmann Edward, kurz Ed, abgeholt wurde und somit kannten wir ein Mitglied der Farm-Familie schon persönlich. Ed hat uns dann mit großem Gepäck noch zu unserem Hostel gebracht, ein wahrer Segen, denn schon von den 20 Minuten von Sydney-WG zum Hauptbahnhof war es nicht ganz so einfach alles zu tragen und unsere Schultern danken Ed die Mitfahrgelegenheit. 

Am nächsten Morgen hat uns Melissa, eine Kollegin, abgeholt und wir sind zur Farm, 15 Minuten von Young, gefahren. Dort haben wir von 8 - 17 Uhr 10kg Kisten gefaltet, dann Pflaumen in 10kg-Kisten geordnet, Paletten beschriftet und ein zweites Mal von vorne. Die Leute und die Atmosphäre dort sind super, die Farm fühlt sich an wie und ist ein Familienunternehmen, denn Ed und alle Generationen seiner Familie helfen beim Ernten und maschinellen Verteilen der Früchte, momentan Pflaumen, mit. Uns wurde am Ende des Tages sogar gesagt, dass diese Saison für Backpacker ein Haus zur Verfügung steht und wir uns dort nach unserer Woche im Hostel gern einquartieren dürfen. Juhu!!

Ihr Lieben, wir fanden unseren ersten Tag hier in Young super! Irgendwie anstrengend, spannend, aber auch ganz wunderbar. Eine Erfahrung, die wir sowieso machen wollten, weit weg von allem viel Zeit mit Obst verbringen! Momentan bewundern wir die sogenannte Golden Hour, die Stunde wenn die Sonne entweder aufgeht oder untergeht (hier gerade untergehen) und der australische Himmel ganz magisch in vielen Farben dunkel wird. Wir melden uns in den nächsten sechs Wochen wahrscheinlich nur sporadisch, außer es passiert etwas erzählenswertes auf der Farm.

See you later!